Chronik – Neuaufbau nach 1945

Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches am 8. Mai 1945 war auch das Feuerlöschwesen in Deutschland völlig zerschlagen. Die personellen Verluste waren nach 6 Kriegsjahren ungeheuer groß. Auch das Material war großenteils zerstört, unbrauchbar gemacht oder von den Besatzungsmächten konfisziert worden.

Trotzdem erging schon im Mai 1945 an die Gemeinden eine Anordnung der Militärregierung zur Organisation des Feuerlöschwesens. Das Reichsgesetz zum Feuerlöschwesen blieb zunächst in Kraft. Allerdings wurden die typisch nationalsozialistischen Bestimmungen außer Kraft gesetzt und die Feuerwehr schied aus dem Verband der Polizei aus. Große Unruhe brachte die nach dem Zusammenbruch einsetzende Säuberung (Entnazifizierung) der britischen Militärregierung, die auch die Freiwilligen Feuerwehren betraf. Im April 1946 wurden in den Kreisen Schleswig und Flensburg-Land acht bis zehn Feuerwehrführer entlassen. Darunter befand sich auch der Borgwedeler Löschgruppenleiter.

Der Jungbauer Hans Brammer aus Borgwedel wurde dafür kommissarisch zum Wehrführer ernannt und zum Unterbrandmeister befördert. Am 3. Februar 1948 wurde schließlich von dem inzwischen geschaffenen Land Schleswig- Holstein das neue Feuerschutzgesetz verabschiedet. Mit diesem Gesetz wurde der Brandschutz zu einer Pflichtaufgabe der Gemeinden und Kreise gemacht und das Feuerlöschwesen in erster Linie auf den Freiwilligen Feuerwehren aufgebaut. Nun ging es daran, personelle, gerätemäßige und organisatorische Aufgaben zu lösen, um die freiwilligen Feuerwehren wieder einsatzbereit zu machen.

In Borgwedel fand bereits am 27. Februar 1947 die erste ordentliche Mitgliederversammlung nach dem Krieg in der Gaststätte Friedrich Locht statt. Erschienen waren 10 aktive und 2 passive Mitglieder. Schon vor Inkrafttreten des neuen Feuerschutzgesetzes wählte man seinen Vorstand wieder demokratisch. Zum Gemeindewehrführer wurde Hans Brammer aus Borgwedel gewählt, zu seinem Stellvertreter Gustav Schmidt aus Stexwig. Neuer Gerätewart wurde der Zuchtwart Nikolaus Naeve, und Werner Kühl, Bauer aus Borgwedel, übernahm die Funktion des Kassen- und Schriftführers. Der Anfang war damit gemacht und gleich wurden drei neue Mitglieder aufgenommen. Um zu den notwendigen Übungen auch immer genügend Kameraden zur Verfügung zu haben, wurden sie auf einen Termin gelegt, bei dem man sich ohnehin traf: Sonntags nach Ausgabe der Lebensmittelkarten.

Auch die gesellschaftliche Seite wurde nicht vernachlässigt: fast von Beginn an wurden wieder Kameradschaftsfeste durchgeführt. Nach der langen, dunklen Zeit war es der verständliche Wunsch aller, sich gemeinsam mit den Frauen auch wieder der sonnigen Seite des Lebens zuzuwenden! Wie überall, stand die Wehrführung auch in Borgwedel vor der Aufgabe, die Feuerwehr wieder mit brauchbarem Gerät auszustatten. Natürlich war das Geld knapp, so daß zum Beispiel die Gemeindevertretung 1947 zunächst die Bezahlung von neu gekauften Schläuchen ablehnte. Aber der neue Vorstand blieb hartnäckig, so daß nach einer nochmaligen Überprüfung die Gemeinde doch die Gesamtrechnung übernahm. Um die finanzielle Lage und die Ausstattung der neu aufgestellten Löschgruppe zu verbessern, erhob man Beiträge in Höhe von 1,20 Mark/ Jahr und führte eine freiwillige Sammlung durch. Neue Uniformen wurden nur soweit nötig beschafft, zum großen Teil blieb man bei den noch vorhandenen alten.

Die folgenden Jahre waren gekennzeichnet durch den Wiederaufbau und die Verbesserung der personellen und materiellen Ausstattung der Wehr. Nach und nach kehrten auch die Männer aus der Gefangenschaft nach Hause zurück, so daß die Zahl der Feuerwehrleute stetig zunahm. Ende 1948 war man dann schon wieder in der Lage, zwei aktive Löschgruppen aufzustellen. Die erste Gruppe bestand dabei aus den ständig im Dorf anwesenden und die zweite aus den auswärtig beschäftigten.

Im Spätsommer 1949 ging man dann daran, das alte Gerätehaus wieder instand zusetzen. Auch dafür war neben der Eigenleistung ein erheblicher finanzieller Aufwand nötig, insgesamt waren 2.383,90 DM zusammengekommen. In den Folgejahren beschränkte man sich auf die Anschaffung von dem dringend benötigten Schlauchmaterial, Kleingerät und Uniformteilen.

Im Jahre 1952 bestand die Wehr schon wieder aus 25 aktiven Kameraden. Großen Wert legte Brandmeister Brammer auf die umfassende Ausbildung seiner Feuerwehrleute. So rief der Wehrführer seine Männer nachdrücklich auf, an den Lehrgängen der Landesfeuerwehrschule teilzunehmen. Das Ziel sei es, alle Kameraden so auszubilden, daß jeder alle Funktionen in der Löschgruppe übernehmen könne. Wie gut der Ausbildungsstand schon wieder war, zeigten die Ergebnisse bei den Teilnahmen an den regionalen und überregionalen Veranstaltungen und Wettbewerben. Bereits beim Kreisfeuerwehrtag 1947 in Kropp tat sich die Borgwedeler Feuerwehr hervor, indem sie Ordnungsübungen vorführte und zusammen mit den Groß Dannewerkern eine Einsatzübung schulmäßig präsentierte.

Ihren ersten großen Erfolg verbuchten die Borgwedeler Feuerwehrleute beim Kreisfeuerwehrtag 1949 in Satrup, als sie die Schnelligkeitsübung gewannen. Daß das kein Glücksfall war, stellte die Gruppe beim ersten Amtsfeuerwehrtag nach dem Krieg am 19.Juni 1952 in Selk eindrucksvoll unter Beweis: die Borgwedeler Löschgruppe war die mit Abstand schnellste aller neun teilnehmenden Wehren und gewann verdientermaßen den Pokal.

Ein weiterer Höhepunkt war die aktive Teilnahme am 1. Landesfeuerwehrfest des neu gegründeten Landesverbandes vom 20. bis 23. Mai 1954 in Schleswig. Persönlichkeiten und Abordnungen aus allen Teilen Deutschlands und über zehntausend Feuerwehrleute waren erschienen. Für alle Freiwilligen Feuerwehren unserer Region war dies Erlebnis sicher eine Bestätigung ihrer Arbeit und gab ihnen dadurch den notwendigen Schwung und Ansporn, um in diesem Sinn weiter zu machen.

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